Wild Christmas: Es war das Rentier, nicht der Hirsch.
Nachdenkliches zum zweiten Advent: Vor einigen Jahren habe ich einen prächtig schweren, massiven Eisenhirsch erstanden, der nun alljährlich unseren Adventskranz ziert und uns auf Weihnachten einstimmt. Bei der Absicht, eine kleine Geschichte des weihnachtlichen Hirschen zum Besten geben, konsultierte ich wie üblich die allwissende Suchmaschine mit der Frage: „Was hat der Hirsch mit Weihnachten zu tun?“Und um es gleich vorweg zu sagen – es war das Rentier, nicht der Hirsch: Hirsche ziehen keine Schlitten. Jedenfalls nicht laut Google.
Dort beschäftigt sich…
Treffer 1 mit der rhetorischen Frage, ob wohl auch Schweine, Hirsche und Rentiere im Stall von Bethlehem waren.
Ich war mal in dem Stall in Bethlehem. Der ist wirklich klein und es ist schon schwer vorstellbar, dass fünf Erwachsene, (drei Könige, zwei Eltern), ein Säugling (immerhin mit einfacher Erstlingsausstattung und Krippe), ein Ochse und ein Esel darin Platz gehabt haben sollen. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Hirten. HIRTEN. Nicht HIRSCHE. (Man sagt der Bibel ja so manchen sprachlichen Übertragungsfehler nach, aber Hirsche hüten eindeutig keine Schafe und haben dies vermutlich vor 2000 Jahren ebenso wenig getan.)
Treffer 2 enthält Geschichten und Legenden rund ums Rotwild.
Steilvorlage zum Thema Weihnachten, aber leider Fehlanzeige.
Treffer 3: Der Klassiker – Wikipedia in gewohnter Zuverlässigkeit zum Thema „Rothirsch“ in aller Tiefe und Breite. Und der rasend weihnachtliche Hinweis, dass beispielsweise Weihnachten 1971…ja, eben: Eine Sendung zum Thema Rotwild im TV ausgestrahlt worden war. Aha. Nicht jede Neuigkeit muss das Leben verändern.
Schliesslich folgen die Treffer 4 – 663679 (in etwa). In denen es um Hirsch und Weihnachten geht. Jedoch bedauerlicherweise in einer sehr nüchternen Art und Weise: „Weihnachtliche Rezepte mit Hirsch“.
Ich bin etwas enttäuscht: Mein Eisenhirsch ist demnach zwar schön, aber weihnachtstechnisch komplett irrelevant. Neben einer recht nüchternen Styling-Kritik zum Weihnachtsmann („Die heute handelsübliche Form des rot-weiß gekleideten dicken Rauschebarts ist stark geprägt von den Santa-Claus-Bildern, die der Werbezeichner Haddon Sundblom 1931 im Auftrag von Coca Cola schuf. Der Weihnachtsmann hat keine religiöse Bedeutung mehr und kann daher problemlos kommerziell eingesetzt werden.“) ergibt die einzige solide Quelle: „Rentier „Rudolph“ wurde 1939 für ein Warenhaus in den USA erfunden.“
Aha. Schöne neue Weihnachtswelt. Das Rentier erfunden, der Rauschebart ein Marketinggag. Aber eines bestreitet diese Quelle nicht, und das ist auch gut so: Geben tut es ihn, den Weihnachtsmann.
Und dazu brauche ich gar keine Suchmaschine, denn ich habe Beweise – danke kluger Weihnachtsmann, für die wunderbaren Frauenfreuden in meinem Stiefel heute morgen…
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