Hyggelig loves Retro Christmas
Erinnern Sie sich? Als Kinder haben wir in der Schule Strohsterne gebastelt, und sie dann an den heimatlichen Weihnachtsbaum gehängt. Die Strohhalme konnte man im Kramerladen an der Ecke erwerben, 70 Pfennig die Packung, dann mussten die Strohhalme geteilt werden, manchmal eingeweicht, um sie beweglich zu machen.
Als die Finger geschickter wurden, haben wir – im Werkunterricht aus dickem Glanzpapier Engel gebastelt, einfache, glänzende Kegel, aussen lila, innen gold, ein Watteköpfchen darauf, Flügelchen und Engelshaar, Gesichter mit Filzstift gemalt. Bindfaden dran und fertig war das Weihnachtsgeschenk für die Eltern – der handgemachte Weihnachtsschmuck.
Einfache Zeiten waren das. Heute zerbrechen wir uns den Kopf, was wir den Eltern schenken. Sie haben alles. Wie wir. Ein iPad? Einen Kindl? Bücher liest ja keiner mehr…ein Wochenende mit den Enkeln? Der Großvater würde gern noch einmal die Panamericana bereisen. Aber in diesen gefährlichen Zeiten nach Südamerika? Die Großmutter würde gern mit den Jungs in die Schweiz langlaufen gehen…doch denen ist schon die Anstrengung, morgens die Alpinskischuhe anzuziehen, zu viel. Quality Zeit mit der Familie, eine Hausnummer kleiner…mit der Oma eine Wochenend-Städtereise; mit dem Opa den Brenner hinab, ein paar Tage Südtirol…wäre schön wenn uns das gelingt in den hektischen Zeiten…
Unser Weihnachtsschmuck lagert auf dem Dachboden. In einer vergessenen Kiste habe ich gefunden: Aufwändig und ganz offenbar handgefertigte Staniolengel aus ganz alter Zeit. (Die Gesichter lassen die 60er vermuten); ein kleines grün lackiertes Holzschaukelpferd; liebevoll gebastelte Strohsterne; ein paar ganz alte Christbaumkugeln. In einem der Standard Werke über dänisches Design erklären die Autoren, warum es gerade den Dänen gelungen ist, diese ästhetisch wie funktionale Perfektion in der Gestaltung ihrer Inneneinrichtung zu erwerben: Armut und Mangel an Bodenschätzen, so die Autoren, aber auch Naturverbundenheit ermöglichten diese Kreativität in der Verarbeitung der vorhandenen, natürlichen Rohstoffe. Und lange Winter: Da sass man zusammen, musizierte und bastelte gemeinsam, und begründete damit die ausgeprägte dänische Handwerks- und Designtradition, die sich bis heute fortsetzt.
Früher war nicht alles besser. Aber manches sehr schön, weil es einfach war. Das Schenken zum Beispiel. Weil es rar war. Und die Auswahl nicht so groß, die Entscheidungen nicht so schwer, die Möglichkeiten nicht so endlos, das Richtige, aber auch das Falsche zu schenken. An Weihnachten darf man ruhig ein bisschen wehmütig sein…
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